Unsere Historie
890
Der Hof Niederbentlage
Der älteste Hinweis auf Bentlage findet sich im Heberegister des Klosters Werden an der Ruhr aus dem Jahre 890, hier allerdings noch unter dem Namen ” Binutloge “. Die Bentlager Kreuzherren erwarben den erwähnten Hof, der später “Niederbentlage” heißt, schon im Jahr der Klostergründung (1437) vom Bischof von Münster. Mit dem Hof erwarben sie auch das Recht auf die Salzgewinnung in Bentlage und das Fischrecht in der Ems, womit die wirtschaftliche Basis für die Versorgung des Klosters geschaffen wurde.
1022
Gertrudenkapelle
In den folgenden Jahren wurde eine Kapelle gebaut, die der heiligen Gertrud gewidmet wurde. Wegen der Konkurrenz zur nahe gelegen Pfarrei St. Dionysius in Rheine konnte sie sich aber nicht als eigenständige Pfarrei behaupten. Die Pfarrkirche St. Dionysius, die heute das Stadtbild von Rheine prägt, wurde zwischen 1420 und 1520 errichtet. 1437 verkaufte der Bischof von Münster die Kapelle an die Kreuzherren in Bentlage.
1437
Klostergründung
Am 24. April 1437 unterschreibt Papst Eugen der IV. in Bologna die Gründungsurkunde. Noch im Gründungsjahr erwarben die Kreuzbrüder den Hof Niederbentlage. Die ersten 20 Jahre waren mit vielen, vor allem finanziellen Schwierigkeiten verbunden. Eine straffere Führung des Ordens und viele Schenkungen verbesserten die Lage, und man konnte den Bau eines Klosters planen. Die Gebäude wurden in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet; diese Zeit war auch die Blütezeit des Bentlager Klosters.
1803
Residenz Rheina-Wolbeck
Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Josef Arnold setzte den Umbau zur Residenz fort und zog noch im Herbst des Jahres 1803 ein. Bereits im Juli 1806 wurde das Landesfürstentum aufgelöst und dem Großherzogtum Berg einverleibt. Das Kloster selbst, die umliegenden Ländereien und verschiedene Güter in der Umgebung wurden dem Herzog zugesprochen, der auch seinen Fürstentitel weiter tragen durfte. So wurde die ehemalige Residenz zu einem Adelssitz und blieb bis 1978 im Besitz der Familie Looz-Corswarem.
1806
Adelssitz
Nach der Auflösung des Landesfürstentums Rheina-Wolbeck wurden dem Herzog Josef Arnold von Looz-Corswarem die ehemalige Residenz, umliegende Ländereien und andere Güter zugesprochen.
Der Adelssitz war bis 1978 im Besitz der folgenden Zweige der Familie:
1803-1827 Looz-Corswarem
1839-1912 Lannoy-Clervaux
1931-1946 Looz-Corswarem
1955-1978 Bogaerde-Terbrügge-Heeswijk
Dem Besitzerwechsel gingen jeweils langjährige Erbstreitigkeiten voraus.
Der Umbau des Klosters zu einem Adelssitz , verbunden mit der Umbenennung in Schloß Bentlage, war mit wesentlichen baulichen Veränderungen verbunden, wobei vor allem der Abriss der Kirche (ca. 1828) zu nennen ist, durch den die ursprünglich geschlossene Vierflügelanlage zu der heutigen Dreiflügelanlage wurde. Zudem wurde der Friedhof im Innenhof eingeebnet und zu einem Garten umgestaltet. Die landschaftsgestalterischen Maßnahmen in der Umgebung, hier vor allem die Anlage der Doppelallee am Bentlager Weg in Richtung Rheine und der Wegefächer im Bentlager Wald bestimmen noch heute das Landschaftsbild.
Klostergeschichte
Nach Auskunft der Gründungsurkunde übernahmen Kreuzbrüder aus Köln und Wuppertal im Jahr 1437 eine kleine Kapelle mit einem Friedhof und dem Haus des ehemaligen Rektors und kauften außerdem den benachbarten Hof Niederbentlage mit den dazugehörenden Kotten Salthuis und Sonderhuis, um ausreichendes Gelände für die Errichtung eines neuen Klosters zu erhalten. 1463, nachdem der junge Konvent lang andauernde wirtschaftliche und personelle Schwierigkeiten überwunden hatte, konnte mit dem Bau der großen Vierflügelanlage begonnen werden.
In der Chronik des Klosters Bentlage heißt es über die landschaftlichen Gegebenheiten des Ortes: “Was die Bestimmung der Umwelt betrifft, so erscheint es im Lichte des Glaubens klar und deutlich, daß so, wie der allmächtige Gott von Ewigkeit diesen Ort für sich und die Seinen auserwählt hat, er ohne jeden Zweifel von Anbeginn diesen Ort in ganz besonderer Weise und mit Sorgfalt abwechselungsreich ausgeschmückt und für ihn Verfügungen getroffen hat, indem er die einzelnen Dinge voneinander trennt, so daß er Raum für Gebäude hatte, Wälder für Holz, Steine, Sand und Kalk zum Bauen Lehm für Ziegelsteine, Dachziegel und Wände, Holz und Soden für das Feuer, Äcker für Getreide, Wiesen für Gras, Weiden für das Vieh, Flüsse für Fische und alles Lebensnotwendige, Blumen für die Bienen und Wachs, Triften für Schafe und Salz in Gruben.”
Die Blütezeit des Konvents war um 1500 erreicht, als etwa 50 Mönche in Bentlage lebten. Während der Reformations- und Wiedertäuferzeit blieb der Konvent dem katholischen Glauben zugewandt und pflegte enge Beziehungen zu den Münsterschen Bischöfen, die einige ihrer Amtshandlungen im Kreuzherrenkloster Bentlage abhielten. Die Zahl der Konventualen verringerte sich jedoch und für 1631 ist überliefert, dass nur noch vier Priester, ein Laienbruder, der Prior und der Pokurator im Kloster lebten. Am 20. September 1647 wurde die Stadt Rheine von schwedischen Truppen eingenommen und in Brand gesetzt, einen Tag später auch das Kloster Bentlage. Nach der Klosterchronik konnten sich die Mönche durch ihre Flucht retten, die Gebäude mit Ausnahme der Küche und einiger Nebengebäude erlitten jedoch umfangreiche Schäden. Der Wiederaufbau des Klosters erfolgte bis 1662. Für den Konvent in Bentlage, der inzwischen wieder aus 12 bis 15 Kreuzherren bestand, war die zweite Hälfte des 17. Jh. eine Zeit des geistigen und später auch materiellen Aufschwungs. Wie in anderen Häusern des Ordens fanden in Bentlage gelegentlich Kurse für Theologie und Philosophie statt, die Konventualen wurden zum Studium in die Klöster Düsseldorf, Köln und Marienfelde geschickt. Die gute Vermögenslage des Klosters um 1700 und im 18. Jh. ermöglichte umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an den Gebäuden, dies entsprach der allgemeinen Entwicklung dieses Ordens hin zu reicher und künstlerischer Ausgestaltung seiner Kirchen und Klöster. Ab 1760 setzte eine Stagnation und im gewissen Sinn ein Verfall ein, bis zur Auflösung des Klosters im Jahr 1803 infolge der Säkularisation des Fürstbistums Münster konnte beides nicht mehr abgewendet werden.